„Lass mal schwätzen…“ über Resilienz und was Gedächtnis damit zu tun hat
Auftaktveranstaltung der Gesprächsreihe war ein voller Erfolg
„Lass mal schwätzen…“ ist eine interaktive Gesprächsreihe für Seniorinnen und Senioren der Gemeinde Reiskirchen. In einem ersten großen Themenblock soll es um „Resilienz“ gehen, wobei pro Termin immer ein Schwerpunkt gesetzt wird. Am Montag nach Ostern fand die Auftaktveranstaltung im Sportheim der TSG Reiskirchen statt. Im Mittelpunkt stand das Gedächtnis.
Angestoßen wurde das Projekt mit dem Wunsch des Reiskirchener Seniorenbeirats, mehr Veranstaltungen in der Gemeinde für ältere Menschen anzubieten. Die TSG Reiskirchen nahm sich gemeinsam mit der Gemeinwesenarbeit in Reiskirchen dieser Sache an. Die Gemeinwesenarbeit in Reiskirchen wird gefördert aus Mitteln des Landkreises Gießen und wird vom „Zentrum Arbeit und Umwelt – Gießener gemeinnützige Berufsbildungsgesellschaft mbH“ umgesetzt. Zuständig für Reiskirchen ist Herr Lucas Richter. Als Sportverein sei man zwar vornehmlich für das körperliche Training zuständig, doch im Sinne der Gesunderhaltung, so TSG-Vorsitzender Martin Schäfer, sei der psychologische Faktor genauso wichtig: „Mens sana in corpore sano — ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“. Mit Christin Köhler konnte eine Expertin gewonnen werden, die die Gesprächsreihe professionell begleitet. Sie ist psychologische Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie in einer Gießener Fachpraxis.
Herausforderungen im Leben begegnen
Das Wort „Resilienz“ ist zurzeit in aller Munde. Darunter versteht man allgemein die Fähigkeit schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende psychische Beeinträchtigungen zu überstehen. Im Laufe des Lebens stehen wir vor vielen Herausforderungen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten von ihren persönlichen Krisen im Alter: Schicksalsschläge, Verlust von Angehörigen, Auszug der Kinder, Verrentung oder Krankheit, um einige Beispiele zu nennen. Krisen sind sehr individuell. Für die einen bedeutet der Ruhestand etwas positives, eine Rückgewinnung von Privatheit und Freiheit. Für andere bedeutet er den Verlust von Struktur und Lebensinhalt. Alle Krisen haben gemeinsam, dass sie überwunden werden müssen, um im Alltag zurechtzukommen, um mit sich selbst zufrieden sein zu können. Andernfalls können sich psychische Erkrankungen einstellen wie Anpassungsstörungen, Depressionen oder Angststörungen, um nur einige zu nennen. Bei der Bewältigung von Herausforderungen, kann das Sieben-Säulen-Modell der Resilienz nach Ursula Nuber herangezogen werden. Resilienz setzt sich demnach zusammen aus folgenden Schlüsselfaktoren: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung und rationales Denken, „Raus aus der Opferhaltung“, Verantwortung übernehmen, stabiles soziales Netzwerk sowie Zukunftsplanung.
Mit allen Sinnen das Gedächtnis trainieren
In kleinen, aktiven Übungen trainierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Gedächtnis und kamen ins Gespräch, wodurch gleichzeitig die soziale Interaktion angeregt wurde. Unter anderem sollten sie Wortkompositionen „Oster- …“ bilden und im Anschluss und anschließend über ihre persönlichen Erinnerungen dazu ins Gespräch kommen. Es wurde in Erinnerungen an Kindheitstage geschwelgt. Damals gab es keine teuren materiellen Geschenke. Man war zufrieden mit dem Suchen von Hühnereiern und es gab höchstens ein wenig Schokolade. Die Eier waren auch nicht in knallig-bunten Farben, sondern wurden mit Kräutern oder Zwiebelschalen gefärbt. Manchmal wurden sie mit Blüten oder Pflanzenblättern quasi bestempelt. Als Kind machte man sich mit dem Freundeskreis einen Spaß daraus durch Dörfer und Felder zu ziehen und die gekochten Eier im Wettkampf gegeneinander weit zu werfen oder zu rollen. Man erinnerte sich an Familientraditionen, Osterbräuche und das Festtagsessen.
In einer anschließenden Diskussion berichteten die Teilnehmenden von alltäglichen Gedächtnis-Herausforderungen. Es sei einem peinlich, wenn einem ein bestimmtes Wort nicht mehr einfalle oder man sich nicht an Namen erinnern könne. Diese Situationen träten im Alter immer häufiger auf und verursache psychischen Stress. Christin Köhler konnte insofern beruhigen, dass dies im Alterungsprozess normal sei. Natürlich kann hier eine neurologische Erkrankung, wie Demenz, vorliegen, die fachärztlich begutachtet werden sollte. In vielen Fällen schalte das Gehirn aber einfach in der aufkommenden Stresssituation sozusagen ab, um sich selbst zu schützen. In einer späteren, entspannten Phase, falle einem der Begriff dann als Geistesblitz wieder ein. Hier greifen viele Faktoren ineinander. So können Schlaf, Ernährung, Lebensstil, Stress oder Medikamente die Gedächtnisleistung maßgeblich beeinflussen.
Im Juni geht es um das Thema Schlaf
Die nächste Veranstaltung von „Lass mal schwätzen…“ findet am 05. Juni statt mit dem Schwerpunktthema Schlaf. Dann geht es um die Fragen: Was ist gesunder Schlaf? Welche Formen von Schlafproblemen gibt es? Wie kann ich meinen Schlaf verbessern?
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.tsg-reiskirchen.de unter der Rubrik „Gesundheit“. Wenn Sie Anregungen oder Wünsche für Themenschwerpunkte haben, finden Sie dort Kontaktmöglichkeiten, um sie uns mitzuteilen oder sprechen Sie uns persönlich an.